Ernst Penzoldt mit Mutter und Geschwistern

Von links nach rechts: Richard, Ernst, Mutter Valerie, Fritz und Willi Penzoldt, 1897.

Ernst ist hier 5 Jahre alt. Alle drei Brüder Ernst Penzoldts wurde Ärzte. Richard war Röntgenarzt in Duisburg, Fritz übte seinen Beruf nur kurze Zeit aus und wurde, wie sein Bruder Ernst, Schriftsteller. Aber im Gegensatz zu diesem schrieb er Bücher, die „gingen“, spannende Arztromane und Jagdgeschichten sowie eine Biographie der grossen Altistin Sigrid Onégin, die er 1921 geheiratet hatte. Willi, der älteste Bruder ist Ernst wohl am nächsten gestanden. Er hat sich 1911 das Leben genommen.

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Der Schriftsteller Ernst Penzoldt

Das Foto zeigt Ernst Penzoldt ca. 1923. Es ist ein Ausschnitt aus der Aufnahme an seinem Schreibtisch (s.u.).

Ernst Penzoldt wurde am 14. Juni 1892 in Erlangen geboren und starb am 27. Januar 1955 in München. Er studierte an den Kunstakademien von Weimar und Kassel und war zunächst als Bildhauer, Maler und Grafiker tätig. Nach dem 1. Weltkrieg, in dem er – wie auch von 1939 bis 1940 – als Sanitäter verwendet wurde, fand er zur Schriftstellerei, die er als seine » Kriegsverletzung« bezeichnet hat.
Zu seinen erfolgreichsten Büchern zählen: „Der arme Chatterton“ (1928), der Schelmemroman „Die Powenzbande“ (1930), „Kleiner Erdenwurm“ (1934), „Der dankbare Patient“ (1937), so wie die Erzählungen „Idolino“ (1935), „Korporal Mombour“ (1941), und „Squirrel“ (1954).

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Das Heimeranhaus, Dietlindenstrasse

Die Tuschzeichnung von Ernst Penzoldt zeigt die Gartenansicht des Heimeran-Hauses in München-Schwabing, die „Dietlinde“, in dem Ernst Penzoldt mit seiner Familie von 1922-1938 lebte.

Das Haus in der Dietlindenstrasse 14, wurde von Ernst Heimeran als Wohn- und Geschäftshaus für den Heimeran Verlag (wahrscheinlich 1910) gekauft.
Heute ist es in altrosa getrichen und beherbergt einen Kindergarten.

 

Freundschaft mit Peter Suhrkamp

Obwohl Penzoldts ablehnende Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus bekannt war, erschienen 1934 unter dem Lektorat von Penzoldts Freund Peter Suhrkamp der Roman „Kleiner Erdenwurm“ („ein liebenswertes, auf eine entzückende Art unzeitgemäßes Buch“, Hermann Hesse), 1935 die Erzählung „Idolino“ und 1937 der Band „Der dankbare Patient“, den die Zensur wohlwollend aufnahm und der sich gut verkaufte.

 

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Günther Penzoldt hängt das Kruzifix auf

Günther_Penzoldt800jpgWährend des Nationalsozialismus wurde in der Waldkirche Planegg Penzoldts Altarensemble als “entartete Kunst” entfernt. Am 27.6.1942 holte Ernst Penzoldt mit seinem Sohn Günther alles, was noch auffindbar war, nach Hause und brachte das Kruzifix an der nördlichen Aussenwand des Wohnhauses in der Schwedenstrasse 39 (München) an.

Penzoldt schrieb folgenden Text in den obigen Bilderbrief, der an den Freund der Familie, Dr. Ulrich Hauswaldt, gerichtet war:
„Uli, lieber Geselle. Wieder nur ein Einblattbrief, da ich etwas unpäßlich bin. Es ist dafür ein besonders seltenes Blatt, weil das die Anbringung des Kruzifixes darstellt! So!“ [die Rückseite liegt uns leider noch nicht vor]

 

 

 

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Ernst Penzoldt mit seinem Verleger Peter Suhrkamp

Ernst Penzoldt und Peter Suhrkamp bei der grossen Feier des 60. Geburtstages von Ernst Penzoldt und des 50. von Ernst Heimeran am 15. Juni 1952 im Hotel Bayerischer Hof in München.

Ernst Penzoldt Krankenbett

Die letzen Tage und Stunden im Biedersteiner Krankenhaus, nach einem erlittenen Herzinfarkt, beschreibt seine Tochter Ulla Penzoldt: „Ich war den ganzen Vormittag und Mittag bei ihm. Sonst durfte ihn – außer meiner Mutter – eigentlich keiner sehen. Wir haben uns sehr fröhlich unterhalten. Unser letztes Gespräch drehte sich um die Bayerische Akademie der Schönen Künste, und er mokierte sich darüber, dass dort zunehmend langweilige und spießige Herren säßen. Was seine Gesundheit anbelangte, war er wieder ganz zuversichtlich. Auch der Arzt sagte an diesem Tag, dass es jetzt wieder bergauf ginge. Allerdings deutete mein Vater mir gegenüber auch immer wieder an, den Arm ausgestreckt und in die Ferne zeigend, dass er ‚da hinten‘ alles schwarz sähe, so unglaublich schwarz, einen Gang o.ä. Durch seine Tätigkeit im Krieg war er den Umgang mit Sterbenden gewohnt und vielleicht wusste er, dass es zu Ende ging. Als ich ihn verließ, hatte ich dennoch einen positiven Eindruck und war hoffnungsvoll. Um halb zehn Uhr abends klingelte bei uns dann das Telefon und das Krankenhaus war dran: Man bat uns, sofort zu kommen. Zwar sagte man uns nicht direkt, was geschehen war, aber wir fürchteten schon das Schlimmste. Als uns am Eingang des Krankenhauses der sonst sehr unfreundliche Pförtner sehr nett grüßte, verstärkte sich diese Ahnung. Mein Vater lag in seinem Bett, sein Gesicht wirkte fremd. Es muss wohl schließlich alles ganz schnell gegangen sein. Er hat anscheinend noch nach der Schwester geklingelt, aber die Hilfe kam zu spät.

Meine Mutter und ich redeten die ganze Nacht, wir konnten einfach nicht schlafen. Die letzten Tage mit meinem Vater waren sehr schön gewesen. Bei uns Zuhause kam immer so viel Besuch, dass wir kaum Zeit zu zweit fanden. Im Krankenhaus haben wir dann über alles Mögliche gesprochen, es war wie eine Art Lebensrückschau. Vielleicht war es auch besser für ihn, dass er so früh gestorben ist, denn er mochte alte Leute überhaupt nicht. Das sagte er immer wieder.“

Quelle:
Biographie von Christian Klein “Ernst Penzoldt – Harmonie aus Widersprüchen – Leben und Werk”.
Der Verfasser führte das Gespräch mit Ulla Penzoldt am 27.05.2000.

 

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