Die letzen Tage und Stunden im Biedersteiner Krankenhaus, nach einem erlittenen Herzinfarkt, beschreibt seine Tochter Ulla Penzoldt: „Ich war den ganzen Vormittag und Mittag bei ihm. Sonst durfte ihn – außer meiner Mutter – eigentlich keiner sehen. Wir haben uns sehr fröhlich unterhalten. Unser letztes Gespräch drehte sich um die Bayerische Akademie der Schönen Künste, und er mokierte sich darüber, dass dort zunehmend langweilige und spießige Herren säßen. Was seine Gesundheit anbelangte, war er wieder ganz zuversichtlich. Auch der Arzt sagte an diesem Tag, dass es jetzt wieder bergauf ginge. Allerdings deutete mein Vater mir gegenüber auch immer wieder an, den Arm ausgestreckt und in die Ferne zeigend, dass er ‚da hinten‘ alles schwarz sähe, so unglaublich schwarz, einen Gang o.ä. Durch seine Tätigkeit im Krieg war er den Umgang mit Sterbenden gewohnt und vielleicht wusste er, dass es zu Ende ging. Als ich ihn verließ, hatte ich dennoch einen positiven Eindruck und war hoffnungsvoll. Um halb zehn Uhr abends klingelte bei uns dann das Telefon und das Krankenhaus war dran: Man bat uns, sofort zu kommen. Zwar sagte man uns nicht direkt, was geschehen war, aber wir fürchteten schon das Schlimmste. Als uns am Eingang des Krankenhauses der sonst sehr unfreundliche Pförtner sehr nett grüßte, verstärkte sich diese Ahnung. Mein Vater lag in seinem Bett, sein Gesicht wirkte fremd. Es muss wohl schließlich alles ganz schnell gegangen sein. Er hat anscheinend noch nach der Schwester geklingelt, aber die Hilfe kam zu spät.

Meine Mutter und ich redeten die ganze Nacht, wir konnten einfach nicht schlafen. Die letzten Tage mit meinem Vater waren sehr schön gewesen. Bei uns Zuhause kam immer so viel Besuch, dass wir kaum Zeit zu zweit fanden. Im Krankenhaus haben wir dann über alles Mögliche gesprochen, es war wie eine Art Lebensrückschau. Vielleicht war es auch besser für ihn, dass er so früh gestorben ist, denn er mochte alte Leute überhaupt nicht. Das sagte er immer wieder.“

Quelle:
Biographie von Christian Klein “Ernst Penzoldt – Harmonie aus Widersprüchen – Leben und Werk”.
Der Verfasser führte das Gespräch mit Ulla Penzoldt am 27.05.2000.

 

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